Ringvorlesung “Digitale Information und Manipulation”

Ringvorlesung “Digitale Information und Manipulation”

Hamburg University of Applied Sciences, Hamburg, Germany
1 Jan 2017

In den aktuellen Informationsumgebungen des Internet stellen sich Fragen nach Information und Manipulation auf eine neue Weise: Welche Rolle spielen manipulierte Nachrichten in Facebook oder Google für die öffentliche Meinungsbildung? Wie werden wir im Netz beeinflusst, ohne dass uns das bewusst ist? Wie kann die Manipulation von Informationen und Informationssystemen vielleicht auch zum Guten eingesetzt werden? Und letztlich: Wie zuverlässig sind eigentlich die Tools des Internets (vor allem Google und Facebook), wenn wir wissen, dass erheblicher Aufwand betrieben wird, um die dort angezeigten Ergebnisse bzw. Meldungen zu manipulieren? Und wer hat hier überhaupt ein Interesse zu manipulieren? Im Rahmen der Ringvorlesung »Digitale Information und Manipulation« der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg sprechen Expertinnen und Experten über ihre Forschungsergebnisse und Tätigkeiten im Umfeld von Information und Manipulation.

Programm und Präsentationen

Prof. Dr. Dirk Lewandowski: Search Engine Bias – sollen wir Googles Suchergebnissen vertrauen?

Suchmaschinen sind das wichtigste Tor zu den Inhalten des Web–das Web wäre ohne Suchmaschinen gar nicht benutzbar. Doch was wird uns eigentlich auf den Suchergebnisseiten von Google angezeigt? Handelt es sich einfach um neutrale Informationen, die vollautomatisch zusammengestellt werden? Der Vortrag zeigt, wie die unterschiedlichen Interessen von Suchmaschinenbetreibern, den Inhalteanbietern, den Suchmaschinenoptimierern und uns Nutzern erst im Zusammenspiel die Ergebnisse von Google und Co. generieren. Dabei geht es um die Frage, was diese Einflüsse für uns alles bedeuten, die wir Suchmaschinen zur Informationsrecherche benutzen.

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Prof. Dr. Judith Simon, Universität Hamburg: Schöne Neue Datenwelt: Daten, Wissen, Werte & Gesellschaft 

Zeitgenössische Datenpraktiken verändern zunehmend tiefgreifend Wissens- und Entscheidungsprozesse in Alltag und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Während die einen sich ökonomische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Fortschritte erhoffen, betonen andere vor allem neue ethische, soziale und politische Gefahren, welche sich durch die Anwendung von Big Data in verschiedenen gesellschaftlichen Sektoren ergeben. In meinem Vortrag werde ich argumentieren, dass sowohl das Verständnis als auch die Regulierung dieser Datenpraktiken einer Analyse bedarf, welche erkenntnistheoretische, ethische und politische Fragen zusammen denkt.

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Prof. Dr. Melanie Siegel, Hochschule Darmstadt: Sentimentanalyse – Wie gefälschte Meinungsäußerungen mittels Sentimentanalyse entlarvt werden können 

Die Meinung der Kunden ist ein wichtiger Geschäftsfaktor geworden. Firmen wollen  wissen, was Verbraucher  von  ihrem  Produkt  oder  ihrer  Dienstleistung  halten.  Sie  versuchen  daher,  sich  und  ihre  Produkte  schnell  an  Kundenbedürfnisse  anzupassen  und  die  geäußerten  Meinungen  als  Marketinginstrument  einzusetzen.    Mit  der  Zunahme  der  Relevanz  der  Kundenmeinungen  steigt  jedoch  auch  die  Anzahl  der  Manipulationsversuche.  Wir  haben  es  hier  mit  einem  gesellschaftlich  und  ökonomisch  erheblichen  Problem  zu  tun.  Im  Vortrag  schauen  wir  uns  an,  mit  welchen  Methoden  Forscher  den  Manipulationen  auf  der  Spur  sind.  Wir  untersuchen  Produktbewertungen  auf  Amazon  und  sehen  Beispiele  für  Fake – Bewertungen.

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Marco Haase, Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg: Extremistische Gehirnwäsche 4.0 – Wie Verfassungsfeinde das Netz als Propaganda-Medium nutzen

Medien  spielen  in  der  menschlichen  Gesellschaft  seit  jeher  eine  steuernde,  ja  dominierende  Rolle.  Sie  sind  verantwortlich  für  die  Entstehung  und  Entwicklung  von  Gruppierungen  und  Netzwerken  und  deren  Zusammenhalt.  Die  vielfältigsten  Botschaften werden  transportiert:  Meinungen,  Regeln  und  Normen,  Ideologien,  Termine,  praktische  Anleitungen  und  vieles  mehr.  Auch  für  extremistische  Bestrebungen  haben  Medien  und  vor  allem  das  Internet  eine  entscheidende  Bedeutung.  Dies  ist  vor  dem  Hintergrund  zu  betrachten,  dass  es  Extremisten  und  Terroristen  in  der  Regel  nicht  gelingt,  in  westlichen  Gesellschaften  mehrheitsfähig  zu  werden.  Die  wehrhafte,  streitbare  Demokratie  in Deutschland  will  es,  grundgesetzlich  gewollt,  Verfassungsfeinden  mit  zahlreichen  Instrumenten unmöglich  machen,  die  Grundwerte  abzuschaffen.  Soziale  Netzwerke  und  Kommunikationsgruppen dienen  Extremisten  über  die  Verbreitung  von  Botschaften  auch  der  Kompensation  fehlender politischer  Durchsetzungsfähigkeit.  Der  Vortrag  will  an  einigen  praktischen  Beispielen  deutlich machen,  wie  extremistische  Gruppierungen  das  Netz  für  ihre  Zwecke  instrumentalisieren.

Dr. Yvonne Kammerer, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen: Einfluss auf Quellenbewertungen bei der Informationsrecherche im Internet

Wie  bewerten  Nutzer  Informationen  im  Netz?  Einflussfaktoren  auf  Quellenbewertungen  bei der Informationsrecherche  im  Internet Das  Internet  ist  für  uns  in  den  letzten  Jahren  zu  einem  zentralen  Informationsmedium  geworden,  das  zu  fast  jedem  Thema  eine  Fülle  an  Informationen  bietet.  Aufgrund  der  Tatsache,  dass  jeder  –unabhängig  von  seiner  Expertise  oder  von  seinen  Absichten  – Inhalte  online  veröffentlichen  kann,  gibt  es  jedoch  große  Unterschiede  in  der  Informationsqualität.  Deshalb  sollten  Internetnutzer  bei  der  Auswahl  und  beim  Lesen  von  Web – Inhalten  stets  darauf  achten  und  kritisch  bewerten,  von  welchen  Quellen  die  Informationen  stammen. Der  Vortrag  resümiert  Forschungsergebnisse,  inwiefern  Internetnutzer  bei  der  Webrecherche  zu  wissenschaftsbezogenen  Themen  Informationen  kritisch  hinsichtlich  ihrer  Quellen  bewerten.  Dabei  werden  personenbezogene  und  kontextbezogene  Einflussfaktoren  beleuchtet,  die  begünstigen,  dass  Quellenbewertungen  vorgenommen  werden.

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Prof. Dr. Christian Stöcker, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg: Journalismus und Öffentlichkeit im Zeitalter der Digitalisierung

Der  digitale  Wandel  verändert  in  zum  Teil  grundlegender  Weise,  wie  Öffentlichkeit  entsteht.  Algorithmen  sortieren  Medieninhalte,  die  Grenze  zwischen  interpersonaler  und  öffentlicher  Kommunikation  verschwimmt,  Plattformen  fungieren  als  neue  Gatekeeper,  klassische  Geschäftsmodelle  geraten  ins  Wanken.  Dieser  Vortrag  gibt  einen  kurzen  Überblick  über  die relevanten  Entwicklungen  und  zeigt  Problemfelder  und  mögliche  Lösungsansätze  für  die  Zukunft  von  Journalismus  und  digitaler  Öffentlichkeit  auf.

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Dr. Kay Hinz: Politiker und Social Media – Wovon wird der Wahlkampf im Netz beeinflusst?

Wovon  wird  der  Wahlkampf  im  Netz  beeinflusst? Plattformen  wie  Facebook  und  Twitter  nehmen  eine  immer  wichtigere  Rolle  für  die  Kommunikation  zwischen  Politikern  und  Bürgern  in  Wahlkämpfen  ein.  Kandidaten  können  Bürger  informieren,  sich mit  ihnen  vernetzen,  sie  zur  Weiterleitung  ihrer  Botschaften  mobilisieren  und  ihre  Partizipation  an  Diskussionen  fördern. Zur  Bundestagswahl  2013  waren  mehr  als  drei  Viertel  der  Kandidaten  auf  Social  Media -Plattformen  präsent.

Woran  aber  liegt  es,  ob  Kandidaten  im  Netz  aktiv  sind?  Wovon  hängen  ihre  Popularität  im  Netz  und  die  Reichweite  ihrer  Beiträge  ab?  Wie  bedeutend  sind  Charakteristika  der  Kandidaten,  ihrer  Parteien  oder  der  erreichbaren  Wählerschaft?Der  Vortrag  ist  ein  Rückblick  auf  die  Bundestagswahl  2013  mit  Erkenntnissen  zur  Online – Kommunikation  von  über  600  Kandidaten.  Er  ist  zudem  ein  Ausblick  auf  die  Perspektiven  für  den kommenden  Bundestagswahlkampf  im  Netz.

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Albrecht Ude und Fiete Stegers: Fake News bekämpfen – Daten, Wissen, Werte & Gesellschaft

Nach  der  Recherche,  dem  Finden  im  Internet,  muss  die  kritische  Prüfung  kommen:  ist  das,  was  man da  im  Netz  zusammengetragen  hat,  belastbar  und  verwendbar?  Doch  Journalisten  und  Redaktionen scheitern  immer  wieder  daran:  Gefälschte  Websites,  unbelegbare  Ankündigungen  von  Amokläufen,  falsch  datierte  News,  die  Milliarden  an  Börsenvermögen  verbrennen,  leichtfertig  übernommene Propagandabilder…

Die  Liste  der  Enten  durch  mangelhafte  Quellenprüfung  ist  lang.  Fiete  Stegers  und  Albrecht  Ude  zeigen  systematisch  und  anhand  von  Beispielen  den  kritischen  Umgang  mit  Quellen und  Recherche Ergebnissen.  Sie  erläutern,  welche  Fragen  gestellt  werden  müssen,  wie  man  sie beantwortet  und  welche  hilfreichen  Werkzeuge  es  dafür  gibt.

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Ulrich Kühn und Bruno Schmidt: Zwischen Recht auf Vergessen und Reputationsmanagement

Der  Europäische  Gerichtshof  hat  mit  seiner  Entscheidung  C-131/12  Suchmaschinenbetreiber  verpflichtet,  bei  der  Auslieferung  von  Suchergebnissen  die  Persönlichkeitsrechte  von  Betroffenen  zu  berücksichtigen.  Diese  häufig  als  „Recht  auf  Vergessen“  bezeichnete  Verpflichtung  stellt  den Betroffenen  seitdem  die  Möglichkeit  zur  Verfügung,  die  Suchmaschinenbetreiber,  die  diese Information  namensbezogen  indizieren,  zur  Löschung  des  entsprechenden  Links  aufzufordern.

Allerdings  gilt  das  Persönlichkeitsrecht  auch  hier  nicht  absolut,  sondern  muss  gegen  andere  Interessen,  insbesondere  das  Interesse  der  Allgemeinheit  auf  Zugang  zu  Informationen,  abgewogen werden.  Dies  erfolgt  zunächst  durch  die  Suchmaschinenbetreiber  selbst.

Viele  Nutzer,  deren  Anträge  auf  Löschung  abgelehnt  wurden,  wenden  sich  an  die  Datenschutzbeauftragten.  Soweit  es  Google  betrifft,  ist dies  der  Hamburgische  Beauftragte  für Datenschutz  und  Informationsfreiheit.  Wie  läuft  dies  konkret  ab?  Was  bedeutet  es  für  die  Betroffenen,  für  Google  und  für  die  Behörde  selbst?

Die  technischen  Möglichkeiten  der  Imagepflege  im  Internet:

Welche  (digitalen)  Handgriffe  helfen,  das  Image  online  zu  pflegen?  Was  können  Sie  unternehmen,  wenn  Ihre  Reputation  bei  Google  beschädigt  wird?  Der  Vortrag  gibt  eine  Übersicht  über  die technischen  Möglichkeiten,  den  Ruf  zu  verbessern  und  zeigt,  wie  mit  Maßnahmen  in Krisensituationen  reagiert  werden  kann.

Vortragsfolien von Ulrich Kühn  herunterladen

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From Media

Ulrich Kühn bei der HAW-Ringvorlesung 2017